Dr. Wiebke Müller-Eising

Akupunktur

Schon vor Jahrtausenden entdeckten chinesische Heilkundige, dass der menschliche Körper von zwei Energien bestimmt wird: Männlich und weiblich, hell und dunkel - Yin und Yang. Im Idealfall befinden sie sich im Gleichgewicht. Bei Disharmonien versucht die traditionelle chinesische Medizin, diese mit verschiedenen Verfahren wieder ins Lot zu bringen. Eines dieser Verfahren ist die Akupunktur.

Der Begriff "Akupunktur" geht zurück auf die lateinischen Worte acus = Nadel und pungere = stechen: Mit Nadeln sticht man in bestimmte Punkte am Körper des Patienten. Auf Chinesisch heißt Akupunktur "zhenjiu", wörtlich übersetzt "Stechen und Brennen", denn in der traditionellen chinesischen Behandlung werden die Punkte auch mit Hitze gereizt.

Nach der chinesischen Lehrmeinung fließt die Lebensenergie, das Chi, auf bestimmten Bahnen, den so genannten Meridianen - durch den Körper. Bei Erkrankungen ist dieser Energiefluss gestört. Nadelstiche an speziellen Punkten entlang der Meridiane sollen den Fluss wieder ins Gleichgewicht führen.

Dabei sind jedem Organ oder Organbereich Akupunkturpunkte zugeordnet. Der Nadelstich soll indirekt die Selbstheilung des erkrankten Organs fördern. Nach ähnlicher Vorstellung entwickelte der Franzose Paul Nogier um 1950 eine spezielle Ohr-Akupunktur. Das Ohr wird dabei ebenfalls in Verbindung mit allen Organen gesehen.

Wie wirkt Akupunktur?

Schmerzen "entstehen" im erkrankten Körperteil, wahrgenommen werden sie jedoch erst nach Verarbeitung der Schmerzimpulse im Gehirn. Der Schmerz wird auf Nervenbahnen an das Rückenmark und weiter zum Gehirn geschickt und dann erst "gefühlt".

An den Akupunkturpunkten befinden sich besonders viele Endpunkte von Nervenbahnen. Durch den Reiz der Akupunkturnadel soll die Weiterleitung des Schmerzreizes an das Gehirn unterbrochen werden. Auch werden durch den feinen Stich die so genannten Endorphine - körpereigene Schmerzmittel - freigesetzt.

Die Akupunktur kann mehr als nur Schmerzen lindern. Sie wirkt auch psychovegetativ entspannend, soll das Immunsystem aktivieren und sogar Lähmungen vermindern. Allerdings: Die Akupunktur kann nur helfen, wenn im Körper der Energiefluss gestört ist.

Hauptgebiet der Akupunktur: Schmerzbehandlung

Das Hauptgebiet der Akupunktur ist die Schmerzbehandlung. In Deutschland werden lediglich die Leistungen für die Akupunktur bei chronischem Lendenwirbelsäulen Syndrom und Arthrose der Kniegelenke von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Alle anderen Akupunkturbehandlungen sind Selbstzahlerleistungen.

Akupunktur wird außerdem erfolgreich angewendet bei Zahn- und Kopfschmerzen, Migräne, Schmerzen am Bewegungsapparat wie Schulter und Ellenbogen und bei rheumatischen Erkrankungen. Gute Ergebnisse konnten ebenfalls bei Allergien, zur Gewichtsreduktion sowie zur Rauchentwöhnung erzielt werden.